Mittwoch, 16. Dezember 2015
Maria
Sie sieht nachdenklich aus.

Maria sitzt im Zimmer ihres Freundes. Die Balkontür ist auf. Durch das große Fenster fällt Sonnenlicht, welches von weissen Wänden und weissen Laken reflektiert wird. Sie liest. Versucht es zumindest.
Ihr Freund sitzt auf dem Balkon und liest. Sie sitzt drinnen und will Allein sein. Es reicht ihr, nicht gesehen zu werden und um nicht gehört zu werden gibt sie keine Laute von sich. Sitzen. Lesen. Ab und zu den Blick auf die leeren Balkone der ringsum verteilten Nachbarhäuser gerichtet. So fühlt sie sich gut. Und schlecht. Wohl und unwohl zugleich. Scheint es auch nicht logisch zu sein, würde ich sie Fragen, das wäre wohl ihre Antwort. Solange sie niemand wahrnimmt in ihrer Gedankenwelt geht es ihr gut. Als würde sie jeder Blick um ihre Ideen berauben.
Nennen wir es bedingtes Wohl. Kein Blick fällt auf sie. Kein Gehör wird ihre angespannte Atmung auffassen. Sie schaut auf ihren Bauch. Ihr zittrig wirkender Herzschlag hält den Stofffetzen der einst ihr Tshirt war in Bewegung. Das soll niemand sehen, denkt sie sich. Warum. Weiss sie nicht. Weiss niemand. Ist sie auch eine gesellige Person, grade ist Gesellschaft nicht das, was sie will. Was will sie dann? Sie weiss es nicht. Niemand weiss das. Alles und nichts. In die Welt hinaus, am besten rennen und einfach sitzen bleiben. Ob sie Eis will, fragt ihr Freund sie. Sie zuckt zusammen. Was für eine dumme Frage. Sie will nichts entscheiden und Eis will sie auch nicht, doch eigentlich schon, weil es heiss ist. Ein Laut bricht ihre Verschwiegenheit. Ob sie nun Eis wolle oder nicht. Fragt er Seine Stimme macht ihr Angst. Sie schüttelt den Kopf und tut so, als würde sie lesen. Eine Zeile schafft sie. Die Konzentration ist weg. Der Wein ruft nach ihr, um verlorenes zu vergessen. Er ist zur Normalität geworden. Sie hat keine ruhigen Momente mehr. Wann ist das passiert? Wann ist ihr Kopf so leer geworden? Wann hat sie die Kontrolle aufgegeben? Ja aufgegeben. Nicht verloren. Oder doch verloren? Hat sie denn niemand gewarnt? Doch jeder eigentlich. Aber niemand konnte es in ihrer Sprache erklären. Wie auch. Sie wusste ja selbst nicht welche Sprache sie sprach. Sie wusste gar nichts mehr. Nur warum sie nicht aufhören wollte zu trinken. Leute treffen. Spaß haben. Aus dem trott raus. In einen Trott rein, den sie bisher nicht kannte. Sie ist zu Klug ihre Fehler zu ignorieren. Sich in einer kaputten Welt kaputt zu machen, statt sich und die Welt zu retten. Sie wollte immer die Welt retten. Will sie es noch? Sie weiss nicht was sie will. Niemand weiss das. Sie ist gescheitert noch bevor sie es versucht hat. Die Gesellschaft will keine Weltretter. Also will sie auch keine Gesellschaft mehr. Sie hat Leute getroffen. Leute die so waren wie sie. Sie waren ihre Retter und ihr Ende.
Die Partys, die Drogen, die Süchte die schönen Abhängigkeiten, abgetan mit den Worten „Besser das, als zu streiten. Besser MDMA als Mach Das Mal Anders. Besser Speed als gut schlafen, Besser Kiffen als nachdenken müssen, besser Saufen als allein zu sein. Allein mit Sorgen die Quälen. Allein ohne die, die sie von ihr nehmen. Allein? dann doch lieber Wein. So schnell ist vergessen, was wichtig war. So wichtig. Doch zwischen wichtig und nichtig steht nur eine Drehung von 180° + ein weiter Bogen den sie um ihre Probleme geht. Schon wird aus dem „w“ ein „n“ und aus langeweile weisser Schnee.
Zum verstehen, hilft LSD nehmen. Aber sie macht es nur manchmal. Sie lügt. Warum nur? Warum lügen sie alle? Warum stehen sie nicht auf, sich zu wehren, gegen dass, was ihnen den Frieden verwehrt, der ihnen die Endorphine gäbe die sie nun kriegen indem sie Drogen nehmen und auf Festivals gehen.
Das muss ein Prozess sein, denkt sie sich. Das muss etwas sein, was Teil eines Plans ist, der sie von ihrem Elan befreit. Sie sitzen in der Falle. Reingefallen. Sie sollen nicht gefunden werden. Ausser von denen die sie mit nach unten reissen müssen, damit sie nicht irgendwann anfangen Mauern einzureissen.
Sie müssen vergessen. Sie wollen es nicht nur. Denn es gehört zum System, die zu betäuben, die es verstehen und all das nicht einsehen. Die zum Verdrängen zu treiben die bei dem Gedanken an die Wesen, die darunter leiden, anfangen zu weinen. Denn dass sind nicht nur sie, denkt sie sich. Das sind wir alle. Alle sind verwirrt, vergessen, geschmiert oder vom Reichtum zerfressen. Und sie sind nicht egal. Sie machen dem System eine riesen angst. Die sie dann verbannt. In eine andere Welt, kein anderes Land. Sie analysieren das Verhalten der Menschen. Analysieren den wandel der Trends um uns zu präsentieren was uns dann einfängt. Uns zu verkaufen was wir glauben zu brauchen. Uns vergessen zu lassen was wir alles haben. Uns dazu zu bringen uns nur zu beklagen und immer zu wollen was andere haben. Und um uns zu sagen das alle, nur wir nicht, das neuste schon haben.
Doch es gibt noch Auswege. Gibt noch Leben unter den lebenden Leichen. Ihresgleichen. Gibt noch hellwache Wesen unter den schläfern. Sie müssen nur aufhören, aufzugeben. Sie muss nur aufhören aufzugeben.
Und so richtet Maria sich auf, schmeisst Tabak und Wein zum Fenster hinaus. Geht aus dem Haus. Sie holt ihre Freunde aus dem Park und erklärt, was sie grade verstanden hat. Plötzlich öffnen sich Augen und Ohren. Und aus Frustration wird Motivation. Sie machen sich auf nach Berlin. Um vom heutigen Tag an vorm Reichstag zu stehen. Damit alle sie sehen. Sie rufen zum ersten Mal echte Parolen und die die sie hören, die fühlen sich betrogen und zeigen mit spitzen Zeigefingern auf alle „da oben“ . Die werden nervös. Es gibt neue Skandale, die in Akten, im Keller vom weissen Haus darauf warteten, dass sie sich darüber die köpfe zermatern. Doch Maria hat sie durchschaut. Hat mit Rethorik und Wahrheit dafür gesorgt, dass sie keiner mehr glaubt. Aus gemachten Feinden werden Freunde, unter denen die Systeme nun leiden. Ohne Gewalt und Kriminalität, sorgen sie für dass, was nun geschieht. Es gibt neue Wahlen unter neuen Bedingungen. Denn gilt nun das Verbot von aktiver Verblendung. Friedel Springer wird in Rente gezwungen. Schon Grundschulen vermitteln die eigene Meinung.

Und vielleicht ist das alles nur eine Geschichte. Doch fangen wir an es wie Maria zu machen, von der ich berichte, geschieht vielleicht eine 180° Drehung zurück. Vielleicht gehen wir einen Bogen mehr um unsere Ängste. Und aus nichtig wird wieder wichtig. Vielleicht wird aus Falsch sogar Richtig.
Vielleicht erwachen die Menschen dann wieder. Und nennen die Revolutin "Maria"

... comment